Sportbischof Peters und seine Interpretation des vatikanischen Dokuments

Wie sehen Sie als Sportbischof die Veröffentlichung des Heiligen Stuhls?
Die Veröffentlichung hat mich überrascht und zugleich sehr gefreut, da das neue Sportdokument den Sport in einer sehr umfassenden Weise in den Blick nimmt und beschreibt. Die Freude am Sport, die Verantwortung der einzelnen Sporttreibenden und aller im Umfeld, sowie die Chance, durch den Sport ein christliches Zeugnis zu geben; all dies ist für mich wie in einer wunderbaren Zusammenschau beschrieben. Von daher halte ich es für sehr wünschenswert, dass die Veröffentlichung eine starke Verbreitung findet. Wenn wir als DJK-Sportverband das einhundertjährige Jubiläum seit unserer Gründung begehen dürfen, ist das Dokument in der Tat eine Steilvorlage für den gesamten DJK-Sportverband.

Eine besondere Note ist sicherlich das Begleitschreiben von Papst Franziskus?
Wenn der Papst sich persönlich mit einem Schreiben bei Kardinal Farell bedankt, werden seine Gesinnung und seine Einschätzung der Möglichkeiten von Begegnung und Wertevermittlung im Sport deutlich. Bei uns in Deutschland sind Millionen Menschen im Sport engagiert, quer durch die Generationen und verstärkt auch integrativ im Blick auf Menschen, die aus anderen Nationen und Kulturhintergründen zu uns kommen, aber auch mit Blick auf Menschen mit einem Handicap. Der Sport vermag es, Menschen miteinander in Bewegung zu bringen und lässt immer wieder die notwendige Verbundenheit von Körper und Geist deutlich werden. Was ich mir wünsche ist, dass der Sport nicht in die eine oder andere Ecke abdriftet: Hier der Leistungssport und dort der Breitensport. An die christlichen Sportlerinnen und Sportler gewandt ermuntert der Papst, sich zum „Team Jesus“ zu bekennen und aus diesem Bekenntnis heraus auch die eigene Berufung zu erkennen, als Sportlerin und Sportler ein Vorbild zu sein. Diesen Vorbildcharakter im Sport begrenzt der Papst aber nicht nur auf Christen; es kommt auf eine wirkliche Haltung an, aus der heraus der Sport wahrgenommen wird und dann auch Erfolge erzielt werden können. Sport ist nicht zunächst etwas Egozentrisches; er will vielmehr dazu dienen, mich in meinem Menschsein zu fördern und uns Menschen in unserem Verhältnis zueinander. Das wird sich dann über den Bereich des Sports in unserer Einstellung und Haltung zum Leben ausprägen. Genau in diese Richtung ermutigt uns das Schreiben des Papstes und das Sportdokument.

Was heißt das für den DJK-Sportverband?
Mit Blick auf die DJK-Sportfamilie kann ich sagen: Ja, dieses Dokument ist eine wirkliche Ermutigung. Es ist ein Pfund, das wir in Händen halten dürfen. In vielerlei Hinsicht ermutigt die Schrift uns in unserem Engagement als Sportverband unter dem Dach der katholischen Kirche. Es werden hier die Grundlagen, aber auch einige Aktualisierungen noch einmal sehr anschaulich ausgeführt, sodass wir diese hier gut nachvollziehbar nachlesen und erneut als großen Schatz und Quelle für unser Engagement erfahren können.

Welche Aussagen inspirieren einen Sportbischof?
Einige Schlagworte haben mir gut gefallen: Sport kann eine Quelle sein für Werte und Tugenden. Oder: Werte und Tugenden machen sich immer fest an Persönlichkeiten oder einer Person. Das Vorbild und die Person schlechthin ist für uns Christen Jesus Christus. In ihm finden wir überhaupt den Grund dafür, dass es so etwas wie eine pastorale Begleitung im Sport gibt. Ich bin öfter schon von Sportfunktionären, aber auch im Rahmen eines Interviews, in dem es um den Sport ging, gefragt worden, ob ich eine Vergleichbarkeit der Tugenden und Werte im christlichen Glauben und dem Sport erkenne. Ich kann dies nur bejahen und mein Engagement als Mitglied der Deutschen Bischofskonferenz im Bereich von „Kirche und Sport“ damit erklären. Dieser Brückenschlag wird, wie ich meine, im neuen Sportdokument wunderbar dargelegt. Ein anderer Aspekt in diesem Papier ist aber auch die Hilfe, wie der Sport zur Persönlichkeitsentwicklung beitragen kann. Mit der Freude am Sport kann auch noch einmal die Freude am Christsein einen Impuls bekommen. Denn auch mein Christsein vollzieht sich nicht, jedenfalls nicht ausschließlich, im stillen Kämmerlein, sondern es hat sich immer und immer wieder auch in der Arena des alltäglichen Lebens zu bewähren; ich sehe darin zumindest den Ansatz für eine gewisse Analogie zum Sport.

Bevor er Papst wurde, war Franziskus Erzbischof in Buenos Aires und er wird dort auch in den Favelas mit den Menschen unterwegs gewesen sein. Sein großes Anliegen war und ist es, Jugendliche zu einem gemeinsamen Gestalten ihrer Zukunft zu ermuntern und zusammenzubringen. Als Kirche spornt er uns immer und immer wieder dazu an, Jugendliche am Rande, Menschen am Rande insgesamt, nicht sich selber zu überlassen, sie nicht zu vergessen, sondern ihnen zu helfen, in Bewegung zu kommen. Im Dokument wird ausdrücklich anerkannt, dass der Sport hierzu eine großartige Möglichkeit gerade im Hinblick auch auf Gemeinschaftserfahrungen geben kann, weg von der Individualisierung und den Egoismen, was Papst Franziskus ein wirkliches Herzensanliegen ist. Gerade die großen internationalen Turniere bieten eine wunderbare Möglichkeit, im Sport die nationalen Grenzen, die Grenzen der Sprache und der je eigenen Kultur zu überwinden. Zugleich gilt es aber auch, achtsam zu bleiben, dass solche internationalen Sportereignisse nicht national verbrämt werden. Als ’Global Player‘ sind wir als Kirche immer wieder gefragt, auch hierzu Stellung zu beziehen. Sport um des Menschen willen – eine Ermutigung, die ich aus „Sein Bestes geben“ an vielen Stellen heraushöre und als eine starke Ermutigung erfahre, unseren Weg im Sportverband mit den Menschen weiterzugehen.